So verliefen Operation und Aufwachen

Vor der OP musste mein Bauch rasiert werden. Ich selbst habe natürlich die typischen „5 Blade“ Rasierklingen, die man feucht über das Gesicht zieht. Aber nein, ich sollte meinen Bauch nicht selbst rasieren, das machte dann Schwester Ludmilla…trocken…mit einem 1-Klingen Wegwerf-Rasierer.
Sagen wir mal so: Man stelle sich ein Huhn vor, dass nach Körnern pickt. Ungefähr so lief das rasieren ab.
Hinterher war ich rot und es blutete aus verschiedenen Stellen. Sie rasierte auch an Stellen, die eigentlich sehr weit weg vom geplanten OP Feld entfernt lagen…

Nach langem Warten ging es etwa um 09:45 los. Ich ging zu Fuß in den OP Saal. Dort legte ich mich nackt auf den OP Tisch und bekam ein Tuch über gelegt.
Der Anesthesist drückte mir die Sauerstoffmaske auf das Gesicht und gleichzeitig bekam ich Propofol, sowie den Rest eines Anesthesie-Mixes, in den Zugang gespritzt.
Ich liebe Propofol! Bei verschiedenen Magen und Darmspiegelungen in der Vergangenheit hatte ich das auch schon. Man spürt, wie man mit jedem Herzschlag weiter weg sinkt. Tolles Gefühl.

Nein, man „schläft“ nicht wirklich, sondern ist praktisch ohne Bewusstsein, größtenteils „deaktiviert“ und ohne Schmerzempfinden. So kommt man gefühlt eine Sekunde später schon wieder zu sich. Natürlich war mehr als eine Stunde der Operation vergangen, aber das bekommt man selbst nicht mit.
Das Erste was ich spürte waren mehrere Hände, die mich vom OP Tisch auf ein Bett hoben. Dann wurde ich in einen Raum gebracht, den das Krankenhaus als Intensivstation bezeichnet.
Ich war zunächst sehr kurzatmig und brauchte dringend mein CPAP Gerät, denn ohne das kann ich nicht schlafen…seit 22 Jahren… Das Gerät wurde von meinem Zimmer geholt und schon fühlte ich mich viel besser und beruhigter.
Schmerzen hatte ich keine. Dafür sorgten wohl Medikamente, die ich durch automatische Dosierspritzen bekam.
Irgendwas war da wohl an und mit meinem Bauch, aber das war nicht unangenehm.
So lag ich erstmal eine Weile still. Ab und zu kam eine Schwester vorbei.

Nach rund 2 Stunden musste ich ziemlich dringend Pipi machen. OK, man hat dafür eine Plastikflasche, aber im Liegen funktionierte das bei mir nicht. Da der operierende Arzt gerade bei mir war meinte er, ich solle mich hinsetzen. Gut, kein Problem mit dem Sitzen, aber immer noch kein Pipi.
Dann solte ich aufstehen. Eine Schwester hielt meinen Oberam, denn die Narkose war natürlich noch ein wenig spürbar. Ahhhh. Endlich funktionierte es und die Flasche wurde halbvoll.

So lag ich dort eine Weile und wurde am Nachmittag dann zurück auf mein Zimmer gebracht. Ich denke, ich habe dann wohl schlicht geschlafen, denn viel Erinnerungen habe ich an den Montag der OP sonst nicht.

So war das Krankenhaus in Tschechien

Also… sagen wir mal so: Nochmal muss ich da nicht hin…

Das Krankenhaus in Mostiště, einem Ortsteil von Velké Meziříčí

Bei der Aufnahme am Sonntag, d. 10.03.19 um ca. 16:00Uhr hatte ich es mit einer netten Dame zu tun, die nur „3 Brocken“ Deutsch und kein Englisch konnte. Es war alles etwas mühsam.
Ich wurde ziemlich schnell einer Eingangsuntersuchung unterzogen: Urin, Blutabnahme, Röntgen des Brustkorbs.
Als ich vom Röntgen zurück ins Büro kam, wartete schon der stellvertretende Leiter der Chirurgischen Abteilung auf mich und wir konnten uns gut auf Englisch unterhalten. Er nahm meine Medizinliste in den Computer auf und erklärte mir nochmal, was ich schon wusste: Dass man einen Teil meines Magens entfernen werde.

Das Krankenzimmer mit einem Bett und eigener Toilette/Dusche nebenan.

Zimmer: Ich hatte ein Einzelzimmer mit eigener Toilette und Dusche nebenan. Alles sehr sauber. Problem: Die Zimmertür hatte unten einen ca. 3-5cm Spalt, der Nachts das Licht vom Flur, welches nie ausgeschaltet wurde, ins Zimmer scheinen ließ. Das hat mich sehr gestört. Ebenso kam so auch viel Krach vom Flur ins Zimmer, und es gab wirklich viel davon. Die Schwestern redeten laut vom einem Ende des Korridors zum anderen, es wurde gekichert, mit Dingen laut hantiert. Der Lautstärkepegel war enorm.
Auf der gegenüberliegenden Seite vom Flur sah ich mehrere Zimmer, in denen offensichtlich tschechische Patienten jeweils zu dritt untergebracht waren.
Das Krankenhausbett hat mich wahnsinnig gemacht. Es läßt sich zwar schön in verchiedensten Variationen elektrisch verstellen, aber die Matratze ist einfach viel zu dünn. So lag meine Hüfte praktisch auf dem harten Unterbau, denn mein Gewicht drückt die Matratze platt wie eine Briefmarke. In der letzten Nacht hatte ich mich dann anders herum schlafen gelegt. Das war ein wenig besser, aber grundsätzlich ist diese Matratze nicht für Adipositas Patienten geeignet.
In einem anderen Zimmer lag ein Katalane (der kein Spanisch sprach…) und der hatte noch geschätzte 80 Kilo mehr drauf…

Mein Abendessen am Ankunftstag

Essen: Am Ankunftstag bekam ich ein schönes Abendessen, bestehend u.a. aus mehreren, verschiedenen Scheiben Brot, Käse, gut gewürzter Salami, geschnittener Paprika, Joghurt, einer Brotcreme, natürlich Butter und dazu noch Orangensaft und Wasser.
Das war leider auch schon mein einziges Essen dort, denn nach der OP gab es ja nur noch Wasser und Tee.

Sprache: Der Leiter der Chirugie, der mich auch operiert hat, spricht perfektes Deutsch mit Wiener Akzent, denn dort wohnt er schon lange.
Sein Stellvertreter, mit dem ich nach der Aufnahme auch bei der Visite und der Entlassung zu tun hatte: Gutes Englisch
Die Schwestern auf der Station: Kein Englisch, kein Deutsch. Nur Tschechisch. Zunächst versuchte man es mit einem 8″ Tablet und einem Übersetzungsprogramm, aber das war nur am 1. Tag. Es war sehr, sehr mühsam mit der Verständigung, aber mit Händen und Füßen hat es irgendwie funktioniert.
Es ist mir aber unbegreiflich, dass man in tschechischen Schulen anscheinend selbst 30 Jahre nach Ende des Ostblocks kein Englisch lernen muss… Da sind viele andere Länder des ehemaligen Warschauer Pakts schon deutlich weiter.

Lange Vorrede: Warum habe ich nur so lange gewartet…

Als ich nicht mehr mit dem Fahrrad zur Schule musste, weil ich mit 18 mein erstes Auto bekam, ja da ging es wohl langsam los. Ein kleiner Bauch ist plötzlich auf den alten Fotos zu sehen. Zunächst noch alles im „normalen“ Bereich. Es begann erst „unangenehm“ zu werden, als 1989 dann allergisches Asthma bei mir den Heuschnupfen abgelöst hat. Nun nahm ich täglich 10mg KORTISON.

Im Frühjahr 1989 war die Welt (meine Gesundheit) noch in Ordnung.

Hatte ich mit 18 bei der Musterung noch rund 72Kilo, so pendelte ich mich lange Jahre irgendwo zwischen 100 und 110 Kilo ein. Später waren es 110 bis 116 Kilo. Und so ging es weiter, bis ich irgendwann über die 120 Kilo kam. Das entspricht bei meiner Größe einem BMI von nicht ganz 38. Kurzzeitig hatte ich auch mal einen BMI von 41. Die App meiner Waage zeigt mir, dass ich in den letzten 2 Jahren immer im Bereich 37,5 bis 38,5 lag, mit wenigen Ausreißern nach oben, die aber auch meist auf Wasser im Körper zurückzuführen waren.

1995 hatte ich plötzlich 120kg. Davon kam ich aber später zunächst wieder etwas runter auf 105kg.

Ab dem 40. Geburtstag geht es unaufhörlich bergab! Dass man(n) nun eine Lesebrille braucht ist noch harmlos. Plötzlich waren meine Füße geschwollen. Nach langen Untersuchungen wurde Jahre später eine Herzschwäche dafür verantwortlich gemacht. Mein Diabetes Typ II fing wohl auch heimlich, still und leise um die Zeit an. Definitiv diagnostiziert wurde er 2007, als ich 44 Jahre als war. Zunächst machte ich mir da noch nicht viele Gedanken darüber. Ein bisschen „METFORMIN„, „JARDIANCE„, ein bisschen hiervon und ein bissschen davon und schon hat man alles wieder im Griff und die Schokolade schmeckt wie immer.

2003 in Olinda (BR), 2 Wochen vor meinem 40. Geburtstag. Der Bauch ist deutlich sichtbar.

Die Liste der Medikamente wurde immer länger. Statt 10mg DECORTIN war ich später bei 4mg METHYLPREDNISOLON angekommen. Auch wenn das unter der sog. „Cushing-Schwelle“ liegen soll, so hatte es bei mir weiterhin den Effekt, dass ich nicht satt wurde. Ich konnte essen bis ich „voll“ war, aber Hunger hatte ich kurz darauf trotzdem. Natürlich habe ich auch dutzende Male versucht, das Kortison langsam wieder „auszuschleichen“. Meine Lungenärztin hörte auch irgendwann auf es mir zu verschreiben, aber ich brauche es, damit meine Nase nicht mit Polypen zuwächst. Seit inzwischen 22 Jahren schlafe ich mit einem CPAP Gerät. Jede Nacht! Da muss die Nase eben frei sein. Mit den typischen Kortison-Sprays schaffe ich es nicht, die Nase dauerhaft frei zu bekommen. Nun bekomme ich meine Kortison-Tabletten widerwillig von meinem Hausarzt…

2011 sieht man das deutliche Übergewicht sehr gut.

Diäten… Was hab ich nicht alles probiert. Ein Fahrrad gekauft, 3 Aqua-Gymnastikkurse belegt, Nordic-Walking… Alles Blödsinn, denn hinterher hatte ich immer mehr Hunger als vorher. REDUCTIL war ein schönes Medikament. Teuer aber gut. Das hat im Kopf den Hunger abgestellt. So konnte ich immer gut 7-9 Kilo abnehmen, bevor es jedes Mal nach rund 3 Monaten die Wirkung verlor. Leider wurde es irgendwann vom Markt genommen.

2016 Wie schön, wenn es im Aufzug eine Sitzmöglichkeit gibt…

Diabetes ist nervig. Man kann es praktisch nicht heilen und es bleibt nicht stehen, sondern die Situation verschlechtert sich mit der Zeit. Einmal Spaghetti Bolognese und schon zeigte mein Blutzucker-Messgerät einen Wert von 420 (23,3) an. Mein langjähriger Diabetes-Dokter war gerade nicht da… Seine Vertretung gibt mir 24h Insulin. (LANTUS). Juchhuuuu. Man kann wieder alles Essen und dann den Zucker „wegspritzen“. Klappt aber leider auch nur eine gewisse Zeit und zum Schluss spritzte ich 30 Einheiten täglich.
Dann war es irgendwann nötig mit APIDRA ein schnell wirkendes Insulin hinzuzufügen. Das ging auch einige Monate gut, aber letztendlich wurde es immer schlechter und ich spritzte manchmal 100 Einheiten Insulin pro Tag, was auch nicht wirklich beim Abnehmen hilft.
Zusätzlich noch TRULICITY war dann der letzte Versuch und damit bekam ich auch rund 6 Kilo wieder weg, denn mit dieser wöchentlichen Spritze verlangsamt man die Magen- und Darmtätigkeit. Außerdem soll es den Hunger vermeiden. Nach rund 3 Monaten war aber leider auch hier der Effekt weitgehend verpufft.

Fußuntersuchung beim Diabetologen

Dann kam mal wieder die jährliche Fuß-Untersuchung im Rahmen des DMP Diabetes. (Disease-Management-Programm) Und zum ersten Mal konnte ich nicht mehr alles richtig spüren. Heiß-Kalt? Kann sein, aber ich weiß es nicht. Stimmgabel am Knochen? Viel zu früh das Vibrieren verloren…
Mein Diabetesdoktor erzählte mir schon vor 2 Jahren von einem „Magen-Bypass“ und dass Diverse seiner Patienten zig Kilos verloren haben und der Diabetes fast verschwunden ist. Aber Magenbypass war mir viel zu radikal.
Kurzzeitig war ein „Endo-Barrier“ im Gespräch, ein Teil, das für 1 Jahr am Magenausgang befestigt wird und so viele cm am Beginn des Dünndarm mit einem Schlauch auskleidet. Aber das wollte man mir nicht einsetzen, weil man Angst wegen meines Asthmas hatte.
Seit bestimmt 15 Jahren hatte ich mich für ein „Magenband“ interessiert, aber auch das kam nie über „viel lesen“ hinaus.
Nun hatte ich mich auch schon seit vielen Monaten mit einem „Schlauchmagen“ beschäftigt. Der Magen bleibt erhalten, allerdings nur noch so groß wie eine Banane. Etwa 4/5 werden abgetrennt und entfernt. Ich war zur Beratung im Adipositaszentrum eines großes Klinikums. Leider ist der „offizielle“ Weg zur Operation ist in Deutschland SEHR umständlich, denn die Krankenkassen wehren sich mit Händen und Füßen um nicht bezahlen zu müssen, obwohl JEDER Fachmann weiß, dass ab einem bestimmten BMI konventionelle Abnehmmethoden praktisch wirkungslos sind.
Ich wollte selbst bezahlen (ca. 8000€ bis hin zu 18.000€ bei einem anderen Angebot), damit es schneller geht und wir das ganze Vorgeplänkel umgehen, was die Krankenkasse einem in den Weg legt, aber es kam irgendwie nicht zustande.
Andere Länder sind beim Thema Schlauchmagen viel weiter. Frankreich, Brasilien (wo ich beruflich 2-3 Mal pro Jahr bin und deswegen die nervige 6 Monatige „Ernährungsberatung“ nicht besuchen konnte).
Beim googeln stößt man dann ganz schnell auf die Tschechische Republik.

2019 Drei Tage vor der OP. Ständig hat man über 40 Kilo zu viel mit sich herum geschleppt…

Der eine „Ästhetik-Arzt“ verlangte 4000€, was ja DEUTLICH unter den Kosten in Deutschland liegt. Der wollte aber tatsächlich „DORMICUM“ statt „PROPOFOL“ zur Betäubung bei der Magenspiegelung vor der OP nehmen. Sowas ist meiner Meinung nach „Steinzeitmedizin“ und sehr verwand mit KO-Tropfen… Nicht meine Welt…
Ich habe mich dann kurzfristig für eine Behandlung für 5400€ entschieden, denn da sind gleich alle Komplikationen mit abgedeckt, die man bei dem ersten Angebot für über 2000€ extra hätte versichern müssen.
Eine Magenspiegelung war hier nicht obligatorisch und wenn man nicht ständig unter Sodbrennen oder Magenschmerzen leidet, dann muss man das einfach nicht zwingend durchführen.
Eine spezielle Diät vor der Operation, um die Leber etwas kleiner zu bekommen, war auch nicht erforderlich.
Nun kann man hier natürlich zum Bedenkenträger werden und „wenn und aber“ diskutieren, aber letztendlich gibt die Praxis eine sehr klare Antwort:
Über 1500 Mal hat dieser Arzt bereits eine Schlauchmagen Oeration erfolgreich durchgeführt. Seit über 20 Jahren operiert er den Schlauchmagen. Das spricht für sich!
Die Kommunikation per E-Mail war auf Deutsch zunächst etwas holprig, auf Englisch besser, bis sich der Arzt selbst einschaltete. Er ist Tscheche, hat in Deutschland gelernt und wohnt in Wien, wie man unschwer an seiner Aussprache erkennt.
Ich habe gleich den ersten der mir angebotenen Termine ausgewählt, vorher aber noch 2 schöne Tage Urlaub in der inneren Altstadt von Dresden gemacht, was die Anfahrt vereinfacht hat.
Ja, und dann ging alles ganz schnell…

2019-03-10 In der Klinik. Mein letztes Abendessen vor der Schlauchmagen Operation

Ich möchte hier im Folgenden von meinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen berichten. Was ich erlebt habe und erleben werde, kann bei anderen komplett anders sein. Ich kann als medizinischer Laie weder fundierten Ratschläge geben, noch Fragen beantworten. Aber was mein eigener Schlauchmagen mit und aus mir persönlich gemacht hat, davon kann und möchte ich berichten.